Juri wurde 1938 in St. Petersburg geboren und lernte dort an der Hochschule für Elektromechanik, Fakultät Automatik. Später arbeitete er als Ingenieur-Elektromechaniker in einem Forschungsinstitut.
Die 90er Jahre waren sehr schwierige Jahre in der damaligen Sowjetunion, er wollte nach Deutschland. „Ich war fast 60 Jahre alt und in Russland galt der Ruhestand ab 60; mein Sohn und seine Familie entschieden sich dafür, nach Deutschland überzusiedeln, und wir alle folgten ihnen. 1998 kamen wir in Deutschland an und wurden untergebracht in einem Wohnheim für jüdische Emigranten in Rostock.
Soja, geboren 1943, verließ 1995 Moldawien. Zusammen mit ihrer Tochter verbrachte sie die ersten 2 Wochen in einem Wohnheim in der Nähe von Gadebusch, kam dann in Rostock in einem Heim unter, bevor sie ihre eigene Wohnung bekam. „Mein Leben in Moldawien gab mir das Gefühl, dass wir fliehen müssen, alle Verwandten waren bereits fort“, sagt sie auf die Frage, was sie nach Deutschland trieb.
„Ein Freund von Juri machte uns miteinander bekannt“, sagt Soja. Anfangs waren sie nur Freunde, die sich gegenseitig halfen, bald jedoch wurden sie ein Paar, heirateten in Dänemark, da sie noch keine deutsche Staatsbürgerschaft besaßen.
Hier in Deutschland beteiligen sie sich an jüdischen Leben, an den Traditionen und der Religion. Sie heirateten in der Rostocker Synagoge Rostock nach jüdischem Brauch mit einem Rabbiner; Tochter Viktoria engagierte sich bei den Kinderveranstaltungen in der Jüdischen Gemeinde und besuchte später in Israel ein Gymnasium.
Für beide spielt die jüdische Kultur eine große Rolle in ihrem Leben. Sie besuchen die Synagoge und nehmen an den Seminaren der Lauder Foundation in Berlin teil. Sie engagieren sich mit Herz und Verstand. Juris Familie in St. Petersburg feierte zu Hause fast alle jüdischen Feste. Seine Mutter organisierte alles, lud alle Verwandten ein.
So feiern sie natürlich auch Hanukkah (Chanukka).
Juri erzählt, Hanukkah ist ein acht Tage dauerndes, jährlich gefeiertes Fest. Es soll an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem erinnern 164 v.Chr.. Die Legende sagt, die Chanukka war ein Leuchter im Tempel, der niemals erlöschen sollte. Es war jedoch nur noch ein kleines Gefäß mit Öl vorzufinden, das gerade mal für einen Tag reichte. So wurde jemand geschickt, neues Öl zu holen. Die Lampe wurde trotzdem angezündet. Acht Tage dauerte es, bis neues Öl da war. Die Lampe brannte immer noch.
Deshalb hat der Hanukkah-Leuchter acht Lichter. Jeden Tag des Festes wird ein Licht mehr angezündet.
Zu Sojas und Juris Freundeskreis zählen viele Menschen unterschiedlicher Nationalität –Jüdische Menschen, aber auch Deutsche, Bulgaren und andere. Beide kochen gerne. Ein jüdisches Gericht? Ja. Koscher? Nicht immer.
Soja mag die Kreativität in der Küche, möchte nicht immer dasselbe kochen, möchte ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Juri mag Borschtsch: „Ich liebe Borschtsch, den meine Soja aufträgt…dafür würde ich jedes Essen stehen lassen….“
Und sie helfen beide gerne. So in der Jüdischen Gemeinde. Sie organisieren Veranstaltungen, so leitet Juri den „Klub der interessanten Treffen“. Dort interviewen sie verschiedene Menschen mit interessanten Geschichten. „Das Thema ist egal, der Mensch ist wichtig“, sagt er. Soja leitet in der Gemeinde den Frauenklub und versammelt die Frauen „auf eine Tasse Tee“.
Juri und Soja Beltschikow: Ein herzliches gastfreundliches Paar.